An
Cäcilia
Hin war ich auf ihre Gruft
gesunken;
Manche Thräne hatteschon
Rings das Moos, das sie
bedeckt, getrunken;
Sonn’ und Abend waren längst
entflohn.
Still und lautlos lag ich
hingesunken.
Da umklang mich’s süß, wie
Harfenton;
Mich umwallten lichte
Sternenfunken;
„Blick’ empor“, rief’s
lieblich, „Erdensohn!“
Sieh, da stand vor mir ein
holder Engel,
Dessen Link’ ein Palmenzweig
umwand;
Himmelwärts hob er die rechte
Hand,
Sanft gelehnt auf einen
Lilienstängel.
Freundlich war sein Blick auf
mich gewandt;
„Hoffe Dulder!“ sprach er; und
verschwand.
An
Cäcilia
Sieh, da tritt, von
Mondesglanz umflossen,
Abermahls der engel, Hoffnung,
hin,
Und mit ihm, von seinem Arm
umschlossen,
Eine Houris oder Huldgöttin.
Ha! wer ist die süße
Gleiterin,
Offenheit und Reinheit ausgegossen
Über Stirne, Aug’ und Wange
hin?
Und im Haare junge
Myrthensprossen?
Eine Harfe ruht in ihrer Hand,
Und ihr Auge sinnt auf
Melodieen,
Halb auf mich sanft lächelnd
hingewandt,
Im Getöne süßer Harmonien
Ruft sie: „Nimm dieß
rosenfarbne Band,
Schling’ es um dich, wir sind
uns verwandt.“
Blickt auf mein Haupt die
Morgensonne nieder,
Ich trinke Lieb’ aus ihrem
warmen Strahl;
Und Liebe haucht auf rosigem
Gefieder
Der West um mich, durchirr’
ich Wald und Thal.
Die Liebe haucht aus
Geißblatt, Mohn und Flieder;
Die Liebe würzt mein leichtes,
ländlich’s Mahl;
Die Liebe singt, hör ich der
Vögel Lieder;
Die Lieb’ umglänzt mich in des
Mondes Strahl.
Was wogt so sanft aus jener
Silberwelle?
Was murmelt aus des Felsens
kühler Quelle
So melodieenreich mir zu?
Was macht um mich den trübsten
Himmel helle,
Zum Paradies die unwirthbarste
Stelle?
Du, holde, süße Liebe, du!
Wie um die Flur die laue
Abendluft,
So schwebt dein Bild um meine
Ruhestätte.
Mir ist, als ob, umhaucht von
Rosenduft,
Ein Genius zu meinem Lager
träte.
Als ob, herab vom Himmel mir
gesandt,
Ein Engel sanft des Bettes
Vorhang regte,
Hernieder blickt’, und segnend
seine Hand
Auf meine Stirn und auf das
Herz mir legte;
Als deckte leicht sein
Aetherflügel mich,
Als neigt’ er leis’ an meinem
Busen sich,
Als fühlt’ ich seinen Hauch an
meinem Munde wallen!
Voll Hochgefühl hebt sich mein
Herz empor;
Mein Aug’ entschläft; und
träumend hört mein Ohr
Den zauberischen Ton von
deiner Laute hallen.
Entschwunden mit des Donners
Schlägen
Fühlt’ ich des Sommers Schwül;
es lag,
Erquickt durch Gottes milden
Regen,
Rings auf der Flur ein neuer
Tag.
Noch rollte fern der letzte
Schlag
Am Himmel hin, der Fluren
Segen,
Als freundlich lächelnd mir
entgegen
Der Mond durch blaue Wolken
brach.
Begrüßend streckt’ ich meine
hände
Zu ihm hinauf. Mir war’s, als
stände
Dein holdes Bild in ihm vor
mir.
Als rief’ aus einer
Heilgenblende
Dein süßer Mund: „Ich bin’s,
und sende,
Freund, meinen guten Abend
dir!“